Auftakt zur zweiten Veranstaltung der Reihe „Potenziale ohne Grenzen“

Thema: Öffnen der Hochschule – Erfahrungen aus der Schweiz

Am 07. Oktober 2025 fand die zweite Veranstaltung der Reihe „Potenziale ohne Grenzen“ statt. Dieses Mal stand das Thema „Öffnen der Hochschule – Erfahrungen aus der Schweiz“ im Mittelpunkt. Als Referent*innen waren David Labhart, Cornelia Müller Bösch und Marlen Heimgartner eingeladen, die ihre Erfahrungen mit dem Schweizer Hochschulprogramm écolsiv teilten.

Das Programm écolsiv:

Das Programm ermöglicht Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung den Zugang zu Hochschulen. Ziel ist es, dass sie gemeinsam mit anderen Studierenden an Lehrveranstaltungen teilnehmen, ihre Sichtweisen in den Hochschulalltag einbringen und sich gleichzeitig auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten können.

Drei Schwerpunkte des Vortrags:

1. Lehre in inklusiven Gruppen

Studierende mit und ohne Beeinträchtigung lernen im Rahmen des Programms gemeinsam. Unterstützt werden écolsiv-Studierende dabei durch Tutor*innen, die Texte vereinfachen, bei der Bearbeitung von Aufgaben helfen und so das gemeinsame Lernen erleichtern.

2. Übergang in die Arbeitswelt

Ein besonderer Fokus liegt auf der fokussierten Zukunftsplanung. Durch ein individuelles Kompetenz-Portfolio sowie die Begleitung durch Job-Coaches werden die Studierenden gezielt auf den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet.

3. Netzwerk stark³

Mit diesem Projekt werden Menschen, Hochschulen und Organisationen miteinander vernetzt. Ziel ist es, den Erfahrungsaustausch zu fördern, voneinander zu lernen und die Idee inklusiver Hochschulen weiterzuentwickeln.

Zentrale Prinzipien:

Im Vortrag wurden außerdem die grundlegenden Prinzipien hervorgehoben, die das Programm prägen:

Normalisierung: Studienalltag soll so normal wie möglich gestaltet werden.

Access / Success: Alle erhalten Zugang zu Modulen, die Abschlüsse sind jedoch individuell (z. B. ein Kompetenznachweis statt eines Bachelorabschlusses).

Zieldifferentes Lernen: Alle Studierenden nehmen an Modulen teil, die Anforderungen und Ziele sind aber an individuelle Stärken und künftige Aufgaben angepasst.

Mit- und voneinander lernen (Pädagogischer Doppeldecker):Lehramtsstudierende lernen von Beginn an gemeinsam mit écolsiv-Studierenden. Dadurch erfahren sie bereits im Studium, wie inklusives Lernen gestaltet werden kann.

Begegnungen und Kooperation: Begegnung bedeutet, sich gegenseitig so anzunehmen, wie man ist. Dazu gehört auch, dass écolsiv-Studierende selbstverständlich Dozierende ansprechen, Fragen stellen und sich Unterstützung holen können.

Tutor:innen-System: Begleitung erfolgt durch Mitstudierende, die auf Augenhöhe unterstützen.

Austauschmöglichkeiten im deutschsprachigen Raum:

Neben den praktischen Erfahrungen aus der Schweiz wurde auch auf bestehende Netzwerke und Austauschmöglichkeiten hingewiesen:

Online-Treffen „Inklusive Hochschule“: jedes Jahr am ersten Freitag im September

SymposiumPLUS „Inklusive Hochschule“: im Rahmen der IFO-Tagung 2026 in Bremen

Mailingliste „Inklusive Hochschule“: https://list02.ph-heidelberg.de/postorius/llsts/-inklusive-hochschule.list.ph-heidelberg.de

Fazit

Die Veranstaltung zeigte eindrücklich, dass eine inklusive Hochschule Türen öffnet: Sie ermöglicht Teilhabe, schafft Begegnungen auf Augenhöhe und stärkt die Zukunftschancen aller Studierenden. Das Programm écolsiv aus der Schweiz verdeutlicht, wie Lehre, Arbeitsvorbereitung und Vernetzung zusammenspielen können, um Inklusion in der Hochschulbildung Schritt für Schritt zu verwirklichen.